Home Uni Office

Zwischen neugewonnener Produktivität und sozialer Einsamkeit: Welche entscheidenden Vorteile bringen uns die digitalen Universitätsstrukturen und wo birgt es Gefahren in sich?

Zeit ist Geld – und Geld ist Zeit? Mein Wunsch war es mein Masterstudium noch unbedingt fertig machen zu können. Andererseits bot sich für mich schon die Gelegenheit für einen Job.

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Musikwissenschaft lässt sich nun aber nicht berufsbegleitend studieren. Die Präsenzzeit unter der Woche wird vorausgesetzt – zurecht, denn das Studium ist eben nicht auf flexible Modelle ausgerichtet. Mir ist da vor allem bewusst geworden wie wertvoll Zeit ist, wenn man sie nicht mehr so unbegrenzt zur Verfügung hat. Die digitale Universitätslöung aufgrund des Pandemieproblems kam mir in dem Fall gerade recht. Denn so hatte ich auf einmal die Möglichkeit beides unter einen Hut zu bekommen. Im Job sind die Strukturen aufgrund von Home Office viel flexibler und so konnte ich mir in den digitalen Semestern beides gut einteilen. Vor allem Aspekte wie Wegzeit fallen weg, wenn man eben schon quasi gleichzeitig im Office und in der Univorlesung sitzt.

Ich habe das Gefühl mit meiner Strategie unglaublich effizient zu sein. Ich habe zwar insgesamt weniger Zeit für Freizeit, aber das kommt einem in dieser Sondersituation fast gar nicht so schlimm vor.

Vieles kann man momentan ja leider noch nicht machen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob dies auch weiterhin so gut funktionieren würde, wenn nun alles digital bliebe – wahrscheinlich nicht! Ich finde es eben doch schade, dass ich meine KommilitonInnen bisher nur über den Bildschirm gesehen habe. Viele soziale Strukturen und den damit verbundenen Gesprächen, die momentan fast nie stattfinden, fallen eben weg. Und genauso wie es schwer ist Zuhause zu arbeiten, da die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit verschwimmen, ist es natürlich umso schwerer, wenn dann noch die Arbeit für die Uni anfällt. Das erfordert Disziplin und ein gutes Zeitmanagement.

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Um im ganzen Home Uni Office nicht den Kopf zu verlieren, ist es vor allem wichtig:

  • sich einen Arbeitsplatz zu schaffen, an dem man gut arbeiten kann (s. Beitrag „Den Arbeitsplatz für mehr Produktivität einrichten“)
  • sich ausreichend zu bewegen und auch mal vor die Tür zu kommen
  • sich bewusste Pausen für Entspannung einzubauen
  • sich zu strukturieren und sich mit Hilfsmitteln wie Listen zu helfen

Ich glaube dennoch, dass die digitalen Umstrukturierungen auch langfristig positive Effekte auf die universitäre Lehre und auch unser Studierendenleben haben kann. Es ist natürlich unumstritten, dass es Seminare gibt, die in der Präsenz deutlich sinnvoller sind. Es gibt jedoch auch solche, die auch nach wie vor genauso mit einem digitalen Angebot funktionieren können.

Vorlesungen funktionieren ebenso digital und können somit auch flexibler und teilweise effektiver genutzt werden (Eigene Darstellung)

Gerade größere Vorlesungen könnte man einfach durch eine digitale Erweiterung nutzen. Aber nicht nur große Vorlesungen könnte man auch digital anbieten, sondern auch kleinere Lehrveranstaltungen.

Durch die Pandemie sah sich die Universität zwar gezwungen auch in der Digitalisierung einige Schritte zu gehen, jedoch ist dieses Konzept teilweise nur auf kurzfristige Zeit ausgelegt. Die Lehrräume müssten für einen langfristigen Fortschritt angepasst werden.

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In diesem Semester wurden mit der Hoffnung auf baldige Lockerungen und den damit verbundenen Öffnungen zum Teil hybride Lehrveranstaltungen angeboten. Es wäre also möglich sowohl persönlich an der Veranstaltung teilzunehmen, als auch digital. Die Lehrräume müssten für einen langfristigen Fortschritt angepasst werden. In diesem Semester wurden mit der Hoffnung auf baldige Lockerungen und den damit verbundenen Öffnungen zum Teil hybride Lehrveranstaltungen angeboten. Es wäre also möglich sowohl persönlich an der Veranstaltung teilzunehmen, als auch digital. Die Umsetzung gestaltete sich jedoch schwierig, da es für das Angebot zu wenig Räume gibt, die den Anforderungen entsprechen können. Es bleibt spannend wie sich das kommende Wintersemester 2021/2022 entwickelt. Natürlich hängen solche Entscheidungen auch vom Pandemiegeschehen ab – jedoch sollte so oder so ein realistisches alternatives Konzept stehen. Und die Frage, die wir uns folglich stellen: Wie geht es dann weiter und wie sieht die Universität der Zukunft aus?

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Zusammenfassend ist zu sagen, dass uns die aktuelle Zeit gesellschaftlich auf mehreren Ebenen vor Herausforderungen stellt. Wir mussten alle unser Leben auf gewisse Art und Weise verändern. Es stellt sich die Frage, wie diese Veränderung wiederum unser Leben nachhaltig beeinflusst. Was jedoch für mich feststeht: Auf Dauer möchte ich nicht nur digital arbeiten und/oder studieren, aber es gibt eben auch etwas dazwischen. Ich freue mich wieder meine Kolleg*innen und Kommoliton*innen zu treffen – andererseits wünsche ich mir für alle Arbeitsbereiche mehr Flexibilität, die man möglicherweise durch hybride Modelle bekommen kann.

Masterstudentin der hist. Musikwissenschaft mit B.A. in Musikwisschenschaft und B.Sc. in BWL – arbeitet zusätzlich als Performance Marketing Managerin in einer Werbeagentur.

Julia