Den Arbeitsplatz für mehr Produktivität einrichten

Seit März 2020 kennen die meisten von uns es nicht anders: Vieles in unserem Alltag findet nur noch digital statt. Vom Studium über die Arbeit bis hin zur Chorprobe oder dem Treffen mit den besten Freund*innen und der Familie. An sich ist die Digitalisierung unseres Alltags nichts Neues, vor allem, wenn ihr, wie ich, in den 1980ern oder später geboren wurdet. Und das vergangene Jahr hat diese Entwicklung nur beschleunigt. Doch auch ich, ein Digital Native, stand mit dem digitalen Studium vor einer neuen Herausforderung. Plötzlich war Studieren und Arbeiten ganz anders. Früher habe ich mich viel auf dem Campus bewegt, bin von einem Gebäude ins nächste spaziert, vom Philosophenturm in den Überseering in die Mensa. Das war auf einmal nicht mehr möglich. Auch die Bib als Arbeitszimmer meiner Wahl war nicht mehr da, von den fehlenden spontanen Interaktionen ganz zu Schweigen.

Im Homeoffice dagegen ist man von Seminar, Arbeitsmeeting, Hausarbeit, Netflix und Videokonferenz mit der Familie meist nur einen Klick entfernt. Mein Schreibtisch wurde dabei zur meistfrequentierten Ecke meiner Wohnung. Julia hat in ihrem Beitrag Interessantes dazu geschrieben, schaut mal rein!

Doch ich merkte schnell, dass diese Ecke gleichzeitig auch am meisten von mir vernachlässigt wird, was sich sowohl auf meine Produktivität als auch auf meine Gesundheit ausgewirkt hat.
In diesem Beitrag möchte ich euch ein paar Tipps geben, wie ihr durch eine konsequentere Einrichtung eures Arbeitsplatzes zuhause produktiver und gesünder lernen und arbeiten könnt.

Schreibtisch

Schreibtisch
Für meinen Schreibtisch habe ich um die 150€ ausgegeben. Dieses Modell ist in Deutschland relativ „bekant“ (hehe). (Private Aufnahme)

Ein guter Schreibtisch ist sehr wichtig. Es gibt sie in vielen Größen, Farben und für alle Budgets – schon ab 20€ findet ihr einen einfachen, guten Schreibtisch. Doch wer sich mehr leisten kann, möchte vielleicht ein Modell, das nice-to-have-Funktionen bereitstellt. Hier würde ich einen Schreibtisch empfehlen, der höhenverstellbar ist. Dann könnt ihr die Höhe des Tisches so einstellen, dass ihr eine ergonomische Sitzposition erreicht. Das ist vor allem für größere oder kleinere Menschen wichtig. Außerdem gibt es Stehtische, mit denen man, wie der Name schon verrät, im Stehen arbeiten kann. Am besten probiert ihr unterschiedliche Tische einmal aus, um das ideale Modell für euch zu finden.

Bürostuhl

Bürostuhl
„Du bist das Beste, was mir je passiert ist…“ – eine Liebeserklärung von meinem Rücken. (Private Aufnahme)

Noch am Anfang der Pandemie waren mir Bürostühle egal, da saß ich beim Arbeiten immer auf einem Küchenstuhl. Vor allem die hohen Preise von Bürostühlen schreckten mich ab. Ich dachte, der Küchenstuhl reicht allemal. Und da habe ich mich deutlich geirrt: Das Arbeiten und Lernen auf dem Küchenstuhl war der größte Fehler, den ich in den letzten Monaten gemacht habe. Wenn es anfangs nur Schmerzen am Hintern waren, hat sich das Ganze schnell zu ausgereiften Rückenschmerzen entwickelt. Aber seit ich auf meinem neuen Bürostuhl sitze, habe ich das Problem nicht mehr – und der muss nicht unbedingt teuer sein!

Auch hier findet ihr schon ab 13€ sehr günstige Varianten. Mein idealer Stuhl ist – wie mein Schreibtisch – auch höhenverstellbar. Außerdem achte ich darauf, dass die Rückenlehne relativ flexibel ist, damit ich nicht starr sitzen muss (ich schaukele permanent mit dem Stuhl hin und her, ich kann leider nicht anders). Auf dem Bürostuhl sitzt man am besten in aufrechter Position, die Füße sollten den Boden problemlos erreichen können, dabei sind die Oberschenkel parallel zum Boden, die Knie bilden einen Winkel von 90°. Stühle mit Rädern hinterlassen schnell Kratzer: Eine Unterlage aus Plastik oder ein Teppich schont euren Fußboden.

Notebookständer

Notebook auf einem Notebookständer
(Private Aufnahme)

Früher hielt ich Notebookständer für überflüssig, ich wollte so wenig Kram wie möglich auf meinem Schreibtisch herumliegen haben (Papierberge zählen nicht, ok?). Doch auf meinem Weg zu einer besseren Sitzposition merkte ich schnell: Vor einem Notebook (Laptop) sitzt man immer ganz krumm. Entweder streckt man den Rücken durch und der Blick geht permanent nach unten auf den Bildschirm, was den Nacken ziemlich beanspruchen kann, oder man krümmt den Rücken für einen halbwegs guten Blick auf den Screen umso mehr. Für ungefähr 10€ habe ich online einen (auch höhenverstellbaren) Notebookständer gekauft. Er ist sehr klein, handlich und kann nach Bedarf zusammengeklappt werden. So kann ich ihn in seiner mitgelieferten Tragetasche überallhin mitnehmen oder ihn einfach in einer Schublade verschwinden lassen. 

(Private Aufnahme)

Auch Bücher oder andere Gegenstände erfüllen den Zweck. Das Ziel ist es, den Bildschirm so hoch einzustellen, dass man beim Tippen oder Lesen möglichst geradeaus schauen kann. Die Blickrichtung sollte eine parallele Linie zum Computer bilden. Euer Nacken wird es euch danken. 

Externe Maus und Tastatur

Ich bevorzuge Bluetooth-Geräte, um das Chaos auf meinem Schreibtisch zu minimieren. (Private Aufnahme)

Für alle Notebook-Nutzer*innen mit erhöhten Bildschirmen (z.B. dank des Notebookständers) sind eine externe Tastatur und Maus notwendige Ergänzungen. Auf diese Weise wird die Bedienung eures Notebooks leichter und ihr könnt sitzen, ohne Schultern und Nacken zu sehr anzuspannen. Einsteigermodelle gibt es bereits für unter 10€. Für ca. 25€ bekommt ihr Tastatur und Maus einer bekannten Marke als Combo.

Da die Auswahl an Computer-Mäusen und Tastaturen ziemlich vielfältig ist, lohnt es sich, vor dem Kauf zu überlegen, wie und wo du sie benutzen möchtest: Wirst du sie eher zu Hause benutzen oder brauchst du sie auch zum Mitnehmen? Kabellose Mäuse und Tastaturen findet ihr in allen Preisklassen, inkl. tragbarer bzw. faltbarer Varianten mit integriertem Trackpad (falls ihr auch unterwegs von den Vorteilen profitieren möchtet). Auch eine Hintergrundbeleuchtung kann schön sein (habt ihr schon die Tastatur mit Regenbogenbeleuchtung gesehen?), ist aber kein Muss, wenn ihr sowieso eine Lampe auf dem Tisch stehen habt. Kabelgebundene Tastaturen bzw. Mäuse sind in der Regel günstiger als kabellose, der Preisunterschied ist jedoch nicht riesig.

Extras: Externer Monitor

Mehrere Fenster offen haben, ohne, dass alle zu klein sind – mehr ist mehr.
(Private Aufnahme)

Durch meinen Studentenjob habe ich den Nutzen des doppelten Bildschirms entdeckt. Besonders wenn man mit zwei Programmen gleichzeitig arbeitet, wird es mit nur einem Bildschirm schnell anstrengend und unproduktiv. Entweder wechselt man zwischen den Anwendungen hin und her oder man teilt sie so auf, dass jedes Fenster zu klein ist. Für das Homeoffice hat mich mein Arbeitgeber mit einem externen Monitor ausgerüstet, den ich seitdem auch privat nutze. Und ich möchte ihn nicht mehr missen. Für einen Monitor muss man zwar ein bisschen tiefer in die Tasche greifen (die günstigsten fangen bei 100€ an), doch sie sind, finde ich, jeden Cent wert. An ein Notebook angeschlossen bekommt ihr so einen zweiten Bildschirm. Den externen Monitor könnt ihr dann als Hauptbildschirm einstellen. Auf diese Weise könnt ihr z. B. beim Schreiben von Hausarbeiten euer Textbearbeitungsprogramm und eure Quellen/ Literatur gleichzeitig öffnen. Oder ihr könnt ein Video streamen, während ihr gleichzeitig zig Chatfenster offen habt (hehe). Das größere Bild macht das Lernen bzw. Arbeiten über einen längeren Zeitraum erträglicher für die Augen. Die ergonomisch perfekte Sitzposition erreicht ihr mit einem externen Monitor, meiner Meinung nach, am besten.

Extras: Tablet mit Eingabestift

Für jedes Seminar habe ich ein digitales Notizheft, das über all meine Geräte synchronisiert werden kann. Die App kann sogar meine Handschrift erkennen, sodass die Beiträge durchsuchbar sind (meistens… Die Technologie wird aber immer besser). (Private Aufnahme)

Schon lange vor Beginn der Pandemie war ich ein Fan von Tablets. Auf meinem Tablet lese ich Zeitungen oder Bücher in der U-Bahn, habe alle Texte und Folien samt Notizen für Seminare und Vorlesungen gespeichert und sogar ein digitales Notizbuch ist dabei. Inzwischen habe ich mir ein Gerät mit Eingabestift zugelegt, sodass ich meine Notizen nicht länger nur mit der Tastatur eingeben muss, sondern auch auf PDFs und Folien herumkritzeln kann. Der Eingabestift erwies sich dieses Jahr als besonders nützlich für mich: In Gruppenaufgaben, die pandemiebedingt über Zoom oder MicrosoftTeams erledigt wurden, konnten meine Kommiliton*innen und ich gemeinsam auf dem White Board zeichnen. Bei der Erstellung von Diagrammen oder der Lösung von Aufgaben mit griechischen Buchstaben – Algebraische Optimierung ;( – hat der Eingabestift unsere Arbeit immens erleichtert. Viele Notiz-Apps unterstützen mittlerweile diese Eingabestifte, die Notizen werden über die Cloud auf allen Geräten synchronisiert und sind immer griff- und abrufbereit. Besonders gefällt mir dabei die Suchfunktion. Damit kann ich meine Einträge nach Begriffen durchsuchen, was bei der Vorbereitung auf Klausuren und beim Schreiben von Hausarbeiten hilft. Neben dem Notebook ist ein Tablet außerdem wie ein zweites Display, das man einfach mitnehmen kann.

Extras: Pomodoro-Technik

Die Pomodoro-Technik ist zwar kein Gadget, aber sie hat mein Leben die letzten beiden Jahre mehrfach gerettet. Mit dieser Technik teilt man beim Lernen oder Arbeiten die Zeit in kurze Einheiten auf, um besser konzentriert zu bleiben und Stress zu vermeiden, was letztlich die Produktivität steigert. Dabei werden sowohl Arbeits- als auch Pauseneinheiten berücksichtigt. Diese Methode wurde in den 1980ern von dem Italiener Francesco Cirillo entwickelt, der die Zeit mit einer Küchenuhr in Tomatenform gestoppt hat (daher Pomodoro).

Die Pomodoro-Technik funktioniert folgendermaßen: Ihr schreibt auf, was ihr alles innerhalb einer bestimmten Zeit erledigen wollt – einen Text exzerpieren, die Einleitung eurer Hausarbeit schreiben, eine besondere Aufgabe üben… Dann dreht ihr die Küchenuhr auf 25 Minuten auf und arbeitet so lange an eurer Aufgabe, bis die Uhr klingelt. Anschließend macht ihr 5 Minuten Pause. Nach der vierten 25 + 5 Einheit kommt eine lange Pause, die 15 oder 20 Minuten lang sein kann. Sobald ihr eine Aufgabe von eurer Liste erledigt habt, könnt ihr sie abhaken.

Diese Methode hilft mir besonders, wenn ich nicht richtig durchstarten kann. Anfangs zwinge ich mich dazu, die ersten 25 Minuten durchzuhalten und komme so langsam in einen Flow. Wenn ich besonders erfolgreich bin, sind selbst die 25 Minuten zu kurz. In diesen Lerneinheiten höre ich immer „Lernmucke“ (Michelle hat für uns coole Playlists kuratiert, hört rein!). In den Pausen versuche ich aufzustehen und in einen anderen Raum zu gehen, um richtig Abstand nehmen zu können und kurz abzuschalten. Gute Ideen, wie ihr in euren Pausen und nach Feierabend richtig abschalten könnt, haben Olivia, Carolina, Leonie M., Sarah, und Leonie R.

Die Zeit könnt ihr analog messen, es gibt aber auch zahlreiche Pomodoro-Tracker-Apps. Ich persönlich nutze eine Anwendung auf dem Browser, werde mir aber bald eine schöne, altmodische Küchenuhr zulegen. Mehr Infos findet ihr auf diesem Wikipedia-Beitrag.


ein Selfie von mir

Student der Hist. Musikwissenschaft und Informatik mit einem B.A. in Instrumentalmusik. Tech Nerd, Gamer, Geek. Rote Pandas sind süß.

João A.